Montag, 25. April 2011

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 Eine Ziffer und ein Buchstabe. Mehr nicht. Aber was es in Wahrheit bedeutet, ist Angst, Schmerz, Triumph und Schwindel. Klingt äußerst pathetisch, aber so intensiv die Worte, so intensiv das Erlebnis.
 Heute wurden die 2000m-Ruder-Tests an der Rudermaschine ausgetragen. Ich habe meine Zeit überraschender Weise ohne größere Mühe um 13 Sekunden verbessert (von 8:00 auf 7:47), aber das "ohne größere Mühe" liegt daran, dass ich schon letztes Mal so gut wie alles gegeben habe. Und nur so gut wie. Alles geben heißt nämlich vom Ergometer fallen und sich übergeben. Aber wozu? Es ist nicht so, als ob ich die letzten Sekunden herauskitzeln würde, meine Zeit wäre lediglich ein paar Sekunden weniger schlecht. Dennoch war ich froh über das Ergebnis. Es heißt wohl, dass das harte Training des letzten Trimesters auch fast zwei Monate Ferien ohne großartige körperliche Ertüchtigung - zumindest teilweise - überlebt hat.
 Das Erlebnis war diesmal gänzlich anders, als das letzte mal. Nun, natürlich die Angst, Unlust und Nervosität vor dem Test, die schmerzenden Muskeln währenddessen und die Erleichterung, totale Erschöpfung und der Rausch/Schwindel danach waren die selben, aber das Rennen gegen sich selbst zu fahren war anderes als beim ersten mal. Es ging leichter von der Hand, ich war konzentrierter und disziplinierter, was wohl alles nicht zuletzt an Simon gelegen haben dürfte, der die ganze Zeit hinter mir stand und mich anschrie. Er ist ein mürrischer Schotte, der niemals zufrieden ist, aber dem man es genau wegen des schlechten Gewissens, das er bei einem auslöst, recht machen will (er wäre ein großarter Coach!). Ich ruderte schneller, weil er sagte ich solle schneller rudern. Ich ruderte kräftiger, weil er sagte ich sollte kräftiger rudern. Ich gab alles auf den letzten dreihundert Metern, weil er sagte, ich solle alles geben. Ich habe acht Minuten angepeilt, aber fast nie geschafft, so langsam zu fahren, weil er mir im Nacken saß und ich mich nicht getraut habe nur so gut zu sein, wie das letzte Mal.
 Ich konnte kaum die 25 Treppenstufen aus dem Gebäude heraus nehmen, der Taumel zu meinem Zimmer glich dem trunkenen Taumel nach der Abiturfeier (ich glaube, ich habe seitdem nicht mehr so viel getrunken :D). Auch eine Stunde nach der Verausgabung hatte sich meine Atmung noch nicht normalisiert. Die Brust war zu. Wenn ich jetzt eine Tür aufschließe, spüre ich meine Arme. Aber irgendwie fühlt sich das alles gut an.

 Vorgestern war ich wieder in London, diesmal den Norden erkunden. Noelia hatte ein Rennen und ich wollte sie laufen sehen. Meine Tamron 18-200mm hat mir sogar einige wenige gute Bilder erlaubt. Danach zog ich durch den Hampstead District auf der Suche nach dem Freud Museum, das ich niemals finden sollte. Aber es ist der Weg, der zählt, nicht das Ziel. Lasst die Bilder für sich sprechen. Leider regnete es viel, daher floh ich bald nach China Town zum Abendessen. Da es dunkel wurde und ich noch ein bisschen Akku über hatte (noch 11% nach über 460 Bildern, das ist das doppelte der vom Hersteller angegebenen Kapazität! Und immerhin die Hälfte von konventionellen DSLRs der semiprofessionellen Klasse...), fuhr ich nach Westminster, um einige Nachtaufnahmen vom Parlament zu machen, was aber in Wasser fiel. Gegen elf war ich dann wieder im guten alten Cambridge und kurz danach auch bettfertig. Das Beste an Reisen ist, dass auch wenn sie studienbezogen unproduktiv sind, den Tagesrhythmus optimieren, da sie im Gegensatz zu einem Tag in der Bib wirklich müde machen (und zwar in der Weise, dass man schlafen kann).



  Leider habe ich keine cooleren Bilder von Noelia, aber sie startete bald, nachdem ich gekommen war, daher hatte ich noch keinerlei Übung in Sportphoto- graphie, welche übrigens überraschender Weise ziemlich viele Herausforderungen birgt: das Rennen mit beiden Augen verfolgen (also kein Zukneifen, sonst sieht man nur, was die Kamera sieht und das ist bei Weitem nicht genug) um das interessanteste Motiv zu finden, dann schnell genug zoomen und stetig die Brennweite anpassen, damit man keine Füße abschneidet, am besten schon vorfokussieren, die Verschlusszeit immer im Auge behalten und dann noch im Bruchteil einer Sekunde komponieren. Am schwierigsten war das Panning, eine Technik, mit der man versucht mehr Geschwindigkeitserleben in die Bilder zu bringen. Manchmal mit witzigen Folgen, wie dieser superschnell gehende Junge :D


  Je professioneller es wurde, desto schwärzer wurde es. Es lässt sich einfach nicht leugnen, dass ab einem gewissen Punkt die Genetik schlichtweg den entscheidenden Unterschied bringt. Hier der 100m-Sprint der Männer.

"Wie fangen Sie die Emotionen der Sportler ein?"
- "Zufällig."
Weniger sportlich ging es in dieser Familie zu. Wobei man fairer Weise dazu sagen muss, dass der Vater zumindest einen Schritt weiter gegangen ist als seine Frau.

  Mit dieser Dame hatte ich eine interessante Unterhaltung über Sportphoto- graphie. Sie geht ihrem Hobby schon seit zwei Jahren nach und lässt sich dieses auch schon mal 3,000 Pfund kosten. Soviel Wert ist nämlich auf dem kleinen Einbein festgeschraubt und wer weiß, was noch in dem Rucksack auf seinen Einsatz wartet... und man muss dazu sagen: sie hat die absolute Sparvariante gewählt! Ein Profi kommt unter 10,000 Pfund in der Regel wohl nicht davon...



 Gemischte Gruppen gab es auch, wie man sieht. Ebenso Haupt- wie Interaktionseffekte von Geschlecht, Hautfarbe und Anorexie.



 Nach dem Sport-Event in Wohnsiedlungen, wo sich angeblich das Freud-Museum verstecken soll. Eine Statue habe ich gefunden, ein bizarres Stillleben aus verschieden farbigen Blumen und einen ruinierten Hinterhof, aber kein Museum.

Es gab eine so schöne Allee, die ich aber leider nicht ordentlich ablichten konnte, da es zu schütten begann. Zum Glück hat die Kameratasche, die Atti mir zu Weihnachten geschenkt hat, einen wasserundurchlässigen Überzug. Im Regenschatten der dichten Baumwipfel hatte ich Zeit, alles in meiner Umgebung zu photographieren. Und da Not kreativ macht, habe ich mein Lieblingsbild des Tages ibidem geschossen (aber zugegebener Maßen nach vielen vielen Versuchen - die richtige Verschlusszeit und Überbelichtung waren kritisch, ebenso das Stillhaltevermögen meiner Hände und die Starre in meinem Nacken vom Emporstarren; natürlich hat auch immer genau dann der Wind ausgesetzt, wenn ich zum Schuss angesetzt hatte). Es ist offensichtlich das Zweite Baumwipfelphoto, aber das erste mag ich auch ganz gerne, mit dem einsam wehenden Blatt, das so schmerzhaft nach Aufmerksamkeit zu schreien scheint, in der Ecke.






 Mit dem vivid Art-Filter entfällt die Nachbearbeitung dieses Schmuckstücks von einem Auto - klar: Camden Town.


 So viele Leute in den Straßen, dieses Bild kann dem gar nicht gerecht werden. So stelle ich mir NYC vor.




  Buddhisten neben Cyberpunk-Standbildern. Camden Town, in dem ich, wenn es mich nicht so nerven würde, den ganzen Tag photographieren könnte...



 Zwei Bilder mit der F1.4-Softness, aufgrund derer ich kaum noch mit dieser Blende arbeite, nur, wenn ich muss oder den Weichzeichner ausdrücklich möchte. Das Bild mit dem Fahrradtaxi ist offensichtlich schon aus China Town, in dem scheinbar eine Art Fest vor sich ging, da überall bunte Girlanden hingen. Vorboten der prinzlichen Hochzeit?


 
 Nikuman. Ich hab mich immer gewundert, warum das alle Asiaten in allen asiatischen Filmen essen, sieht nach nichts aus, ist aber unglaublich lecker! Gefüllt mit einer Füllung meiner Wahl. In diesem Fall Schwein gehabt. In einem Asia-Laden gewesen, der einem die Tränen in die Augen jagt, weil alles im Vergleich zu Deutschland so günstig ist! Es gibt wirklich keinen Grund, warum 100g Reisnudeln 3,99€ kosten müssen...


In China Town selbst und später richtung Piccadilly Circus gab es so viele interessante Menschen zu Photographieren, für die meisten war ich leider zu langsam. Coole asiatische Kids gibt's zum Glück genug, auch für einen zweiten Versuch, und der Straßenmusiker kann sich nicht wirklich wehren, aber gerade genug bewegen, um noch ein bisschen unscharf zu werden. Die Bunnies unten waren nicht die einzigen ihrer Sorte, ich sah sie vermehrt in Pärchen auftretend für Photos mit schüchternen Mädchen oder breit grinsenden Männern mit großen Kameras posieren. Zusätzlich Frauen in anatomisch detaillierten lila Plastikhüllen, die verständlicher Weise nicht photographiert werden wollten. Ich hab das Photo trotzdem mit in die Auswahl genommen, da man im Hintergrund deutlich einen roten Nicht-Doppeldecker-Bus sehen kann!
















 Easter (eng.) - Ostern (deut.) - húsvét (ung.)

 Das ungarische Wort húsvét für Ostern heißt wortgetreu übersetzt so viel wie Fleischkauf. Die Spanier scheinen ein ähnliches Äquivalent zu besitzen, da es gestern zum Ostersonntag spanisches Fleisch im Überfluss gab. Die Spanier verstehen was von Fleisch! Lola lud uns zum Osterfest ein und wir kamen. Ein intimes Fest im Kreise der Familie: Mama Lola, Papa Koen, Mama Noelia und gemeinsamer Sohn Thomas. Leider die Osterfeier nicht im Detail, da ich wirklich zurück an die Arbeit muss, dieser Eintrag wurde wirklich überraschend lang. Bis bald!


Lola brachte nicht nur die obigen Köstlichkeiten aus Spanien mit, sondern auch eine neue Technik, Eier besonders schnell zu schälen.



Er kam, sah und filmte wieder in Slo-Mo.
 

Schlussendlich, wie so oft, Kunst.

2 Kommentare:

  1. nur so zur info....ich glaube Simon kommt aus Nord-Irland und nicht aus Schottland.^^

    Gruß,
    Christian

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  2. Danke Chris, ich vergesse das immer. In meinem Herzen wird er immer Schotte bleiben :) Thanks for reading "Taste the Difference"

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