Dienstag, 20. September 2011

Die ersten Schritte mit einer Kamera

 Ich habe gerade Hansa eine lange E-Mail geschrieben, eine mit der ich schon lange gedroht hatte. Sobald er seine Nex 5 mit 16mm f2.8 und ein bisschen Zeit zum Herumexperimentieren gehabt hätte, würde ihn dieses Baby heimsuchen, mit der Mission ihm die drei effektivsten Tipps zur Verbesserung seiner Photos nahe zu bringen, zumindest IMHO. Die Mail für alle, die mehr aus ihren Photos rausholen wollen, mithilfe der THREE LEGENDARY POWER BOOSTS!!!

"hansa!

es wird zeit. listen up, cos daddy is about to drop some knowledge.
ich hoffe, du hast mittlerweile eine sd-karte gekauft und ein paar photos von deinen füßen gemacht. einfach nur, weil du das nun kannst. wie war der artikel über weitwinkel-objektive? ich persönlich bin immer sprachlos vor einsichten nach einem artikel von cambridgeincolour.com. die leute da sind SO GUT! kein bullshit, nur essentials (bin gerade geflasht von dem artikel über natürliches licht).
du hast also die schwierigkeiten, aber auch das potential eines 16mm-objektivs kennengelernt. wenn du es irgendwann schaffst, alle diese faktoren bei einem bild in betracht zu ziehen, dann bist du schon besser als 90% der photogeeks da draußen. und davon gibt es viele.
ich habe vor einiger zeit eine liste mit den 10 grundpfeilern der photographie erstellt, um die komplexität dieser kunstform in meinem kopf zu ordnen. ich hab den zettel verschmissen, daher versuche ich mal, mich an ein paar sachen zu erinnern. ich habe sie damals in imperativen formuliert, um mich selbst zu motivieren ^^

- meistere deine kamera!
- meistere komposition!
- meistere belichtung!
- meistere licht!
- meistere timing!
- meistere nachbearbeitung!
- meistere dein motiv!
- sammle wissen über dein motiv!
- erarbeite dir zugang zu deinem motiv!
- sehe, denke und fühle in photographie!

das ist zwar noch nicht alles was wichtig bei photographie ist, aber die zehn wichtigsten dinge, würde ich sagen. ich will dich hier nicht überrumpeln und demotivieren, aber zeigen, dass photographie das potential hat, einen lebenslang zu fordern. denn ich habe noch lange nicht auch nur EINE dieser komponenten gemeistert.

ich habe die 10 punkte nach der "erlernbarkeit" sortiert, bzw. auch nach wichtigkeit und einfluss auf dein photo. in meinem zweiten photographie-buch stand, dass man noch bevor auch nur einen satz in diesem buch liest oder auch nur ein photo schießt, erstmal die kamera in die hand nehmen soll und ohne film (!) die anordnung der knöpfe, ihre funktionen und ihre betätigung im schlaf beherrschen soll. bei der komplexität heutiger digitalkameras ein bisschen viel verlangt, aber als aller erstes wirst du deine kamera kennenlernen. wie auf einer tastatur werden die finger hoffentlich bald unbewusst, aber zielstrebig über die wenigen bedienelemente deiner nex fegen.

der zweite punkt ist komposition und eigentlich im weiteren sinne auch bildgestaltung im allgemeinen. hier setzen die ersten echten tipps und techniken an. geh näher an dein motiv (also uli), fülle das viereck mit interessantem und schmeiß alles photo-irrelevante raus (durch perspektivenwechsel, verdecken mit interessanterem - uli - oder verwischen, bokeh, großer blende, ist jetzt noch nicht so wichtig), pack nicht alles in die mitte, sondern wende z.b. die regel der drittel an, nutze diagnoalen, gib dem photo eine meta-struktur, nutze punkte, punktmengen, linien, flächen, objekte, texturen, farben zu deinem vorteil, denn sie alle haben verschiedenste einzigartige effekte, etc. etc. eine technik, welche deine photos um gut 60% boostet, ist die regel der drittel. lies diesen artikel dazu: http://www.cambridgeincolour.com/tutorials/rule-of-thirds.htm
mehr brauchst du über komposition vorerst gar nicht zu wissen. es ist eine der mächtigsten techniken in der photographie, da sie simpel ist, aber (grob) auf dem goldenen schnitt beruht, also natürlich gut aussieht. sie unterscheidet leute, die KEINE ahnung von photographie haben, von leuten, die ETWAS ahnung von photographie haben. FIRST POWER BOOST: RULE OF THIRDS!!!

nach komposition kam belichtung. hier ging früher das rechnen und auswendig lernen los, heute rechnet die kamera alles für dich, wenn du willst. du willst aber kontrolle übernehmen, daher bestimmst du EINE von drei variablen zur belichtung, die kamera rechnet den rest. die holy trinity of photography besteht aus blende (aperture), verschlusszeit (shutter speed) und ISO (ISO; "filmempfindlichkeit", also signalverstärkung deines digitalen bildsensors). diese trinität exisitiert, seit es photographie gibt und wird sich vermutlich nie ändern. ein weiterer exzellenter artikel von cambridgeincolour.com: http://www.cambridgeincolour.com/tutorials/camera-exposure.htm dieser part war für mich der schwierigste am anfang, aber er geht dir in fleisch und knochen über, versprochen! SECOND POWER BOOST: UNDERSTANDING EXPOSURE!!!

wir nähern uns dem ende der versprochenen drei tipps, welche deine photographie in neue sphären heben soll. nach belichtung käme licht, doch ist dieser bereich meiner meinung nach noch zu groß für den anfang. außerdem wirst du die meisten photos unterwegs beim reisen durch japan machen, wo du wenig einfluss auf das licht haben wirst. du bist einmal du und du bist jetzt da, also schieß einfach ein photo, egal wie die lichtverhltnisse sind! (v.a. da photographie ohnehin nicht der zweck dieser reise sein wird...). der dritte tipp ist der simpelste, aber nicht immer einfach einzuhalten: nimm dir zeit. je mehr zeit du auf ein photo verwendest, desto besser wird es (in der regel). schieß es einmal, aber einmal ordentlich, du sparst dir viel lösch-arbeit. und das niveau der photos steigt drastisch. wenn eine fratze hinter uli steht, warte einfach, bis sie weg ist, mach dann das photo. oder geh einen schritt zur seite, sperr die fratze aus. kein fratzengulasch! ich liebe dieses wort :D wenn der uli ein ast aus dem kopf wächst, nimm dir zeit, bemerke ihn und geh einen schritt zur seite, weg ist er. oder in die hocke oder mit der nex über deinen kopf. dafür ist der tilty screen. eine nürtliche technik die einen gezielt und konstruktiv verlangsamt, ist die FART-technik, die ken rockwell auf seiner seite schön beschrieben hat (http://www.kenrockwell.com/tech/fart.htm). ebenfalls eine der wichtigsten techniken, die du jemals lernen wirst. THIRD POWER BOOST: FART!!!

ich hab drei kleine tipps versprochen, aber es steckt doch einiges an arbeit und verständnis hinter jedem. eine woche ist vielleicht angemessen, um sich die theorien anzueignen und spielerisch mit der kamera zu erproben. sorry, wenn ich dich mit diesem schwall überhäufe oder einschüchtere, es ist wirklich VIEL, aber genug, um deine photos nicht nur auf die nächste ebene zu heben, sondern in zehn jahren noch auf die über-über-über-zehn-mal-über-nächste ebene zu heben. und jetzt einfach schönere reise-erinnerungs-bilder zu geben. aber vor allem geht es beim photographieren um den spaß an der freude, v.a. mit einem sexy beast wie der nex 5. selbst wenn du keine dieser regeln befolgst, kriegst du phantastische photos von der reise, weil du sie in JAPAN und mit ULI machst, die abbildungsleistung der nex tut übrigens ihr übriges. und die drei POWER BOOSTS sorgen wenigstens dafür, dass keine äste aus menschen wachsen, der horizont beim sonnenuntergang nicht langweilig in der mitte und schräg ist und zuletzt, dass die uli nicht winzig in der ecke vor einem riesigen tempel steht, am besten mit abgesägten füßen.

viel spaß beim herumspielen!

thomas"

 Da ich erst später daran gedacht habe, die Mail zu veröffentlichen, habe ich auch nicht auf Groß- und Kleinschreibung geachtet. Oder Stil. Oder sonst irgendwas. Viel Spaß damit trotzdem!

Ein Photo, das keinen dieser Tipps beherzigt, mir aber trotzdem sehr gefällt, entstand heute beim Telefonieren mit Ale, den ich in genau einer Woche besuchen werde :) Er ist dementsprechend auch hier als Künstler zu würdigen.

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